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Bräuche rund um die Karwoche


Palmsonntag

Los geht die Karwoche traditionell mit dem Palmsonntag. Bei Gesprächen über die damaligen Bräuche lässt sich erkennen, dass sich vieles bis in die heutige Zeit erhalten hat.

 

Beginnen wir mit dem Palmesel. Es handelt sich um die Person, die am Palmsonntag am längsten schläft. Ein sehr unbeliebter Titel, wer möchte schon gern der Esel im Haus sein.

Tipp: Auch als Frühaufsteher des Hauses sollte man sich nicht in Sicherheit wiegen.

 

Bei der Palmenweihe gab es damals wie heute oft vom Pfarrer eine kleine Prämierung für den schönsten oder höchsten Palmbaum. Man durfte sich dann als Kind nach der Weihe in der Sakristei ein wenig Geld dafür abholen.

 

Viel wichtiger war aber, dass der Palmbaum nicht gestohlen wurde -und so wurde er nach der Palmweihe zu Hause gut versteckt. Meist schmiss ihn der Bauer einfach aufs Dach um es den Dieben möglichst schwer zu machen. Eingelöst konnte ein gestohlener Palmbaum mit ein paar rot gefärbten Eiern werden. Es ging den Bauern wohl nicht um die paar Eier - eher um den Spott, wenn es jemand schaffte ihn zu stehlen. Und gebraucht hatte man den Palmbaum noch - spätestens nach der Scheitl-Weih in der Osternacht...


Karwoche

In der Karwoche ging man wieder seinen täglichen Arbeiten nach -es war nochmal strengeres fasten angesagt- und natürlich begannen die Vorbereitungen zum nahenden Osterfest. So wurde vor Karfreitag noch gefischt - mit Netzen und Tauper (eine Art Kescher) holte man die Fische aus den Eittinger-Weihern. Somit konnten die Familien und Nachbarn mit Fisch versorgt werden.

 

Und auch das Oakodan begann - die Burschen holten sich rote Eier bei den Madeln ab, bei denen sie anbandeln wollten - oder schon angebandelt hatten. Aber nicht wie heute am helllichten Tag (meist betrunken) mit vielen Spezln im Schlepptau - nein - das rote Ei wurde nachts still und heimlich alleine am Kammerfenster abgeholt. Im Vergleich zu heute eine sehr viel elegantere Lösung.

 

Am Karfreitag galt es noch einmal früh aufzustehen - wer als letztes aus den Feder kam, trug den Titel "Karfreida-Radl".

 


Osternacht

Die Osternacht begann draußen vor der Kirche mit der Scheitl-Weih. Ein Stück Holz/Scheitl wurde zu Hause an einem Stiel befestigt - je Hof ein Scheitl. Darauf musste man in der Osternacht gut aufpassen - es gab den Brauch das Scheitl des anderen abzuhauen (eine fachgerechte Befestigung von Stock und Scheitl war daher unerlässlich). Die Scheitln wurden in das Osterfeuer gehalten und vom Pfarrer gesegnet. Zu Hause wurde das geweihte Scheitl dann in Stücke gespalten (bayerisch: s´Scheitl is glom worn). Aus den Stücken wurden kleine Holzkreuze gefertigt und ein Zweig vom Palmbaum -frisch vom Dach- dazu befestigt. Diese Kreuze steckte man dann jeweils an den Rand der Äcker und Wiesen des Hofes - als Segen für eine gute Ernte.

 

Gleichzeitig war die Osternacht auch eine Freinacht - Taten dieser Nacht wurden nicht geahndet und daher wurde allerlei Unfug getrieben.

 

Ein Brauch, der sich bis heute gehalten hat ist das Zammramma oder auch Zeig-zamm-ziang. Alles, was bei den Höfen draußen stand, quasi nicht niet-und nagelfest war, wurde nachts mitgenommen und gut sichtbar am Dorfplatz aufgestellt. Kreativer Weise wurde auch der Baum des Dorfplatzes mit der ein oder anderen Errungenschaft dekoriert. Damals wurden hauptsächlich Radltragen mitgenommen - diese waren auch am einfachsten (ohne Auto) zum Dorfplatz zu bringen. Am Ostersonntagmorgen trifft dann praktischer Weise die gesamte Bevölkerung zur Messe ein und man staunte nicht schlecht, was sich da in der Nacht nicht alles gefunden hatte. Gnade vor den Aufräumern findet heute nur, wer Schnaps vor seine Haustüre stellt.

 

Und dann gab es da noch das "Aufstrah". Ein Brauch, der heute nicht mehr praktiziert wird. Von der Straße weg wurde bis zum Kammerfenster eines Madels mit Ahn (Abfallprodukt beim Dreschen) aufgestraht. Das war für das Madel alles andere als eine Ehre - ganz im Gegenteil: das Aufstrahen bedeutete Hohn und Spott. Leider war die Aktion auch nicht einfach weg zu fegen, da sich der feine Strohabfall überall einhängte. Die verantwortlichen Burschen blieben durch den Schutz der Nacht unerkannt. Neben dem Aufstrah gab es für die Burschen auch die Möglichkeit zu zeigen, dass man ein Madel mochte. Leider konnte ich aber nicht in Erfahrung bringen, was da dann genau gemacht wurde. Wer dazu etwas herausfinden kann, kann sich gerne melden.

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