Weihnacht' Am Moa-Hof


                        Schön besinnlich ist´s bei uns am Hof!
Schön besinnlich ist´s bei uns am Hof!

 

Heiliger Abend. Auwehzwick, da heißt’s besonders Obacht geben. Nach vielen Ehejahren hab ich eines gelernt: Sprich dein Weib an diesem Tag nie an, auch wenn’s um Leben oder Tod geht. Ich weiß nicht mal genau, wann meine Holde da aufsteht. Die andere Seite der Bettstatt ist immer leer. Egal, wie früh es ist. Na gut, soll sie heute ihre Ruhe haben. Ich muss sowieso den Knechten die Spur einstellen. Die meinen glatt, der 24. Dezember wär’ schon ein Feiertag. Das werd’ ich ihnen heute austreiben!

 

 

 

Nach der Stallarbeit sind in unserer Gesindestube nur noch die Knechte zu finden. Die Mägde hat meine Frau anscheinend schon in die Küche abkommandiert. Ob ich meine Alte heut’ überhaupt zu Gesicht bekomme? „Gibt’s denn heid koa Suppn, Bauer? Mir kracht da Magn iatz scho so laut, dass’s z’ Pfarrkircha moanand, es kammad a Weda“, jammert der Dammerl und windet sich symbolisch vor Hunger auf der Bank. Auch der Jiri stimmt ein: „Immaa Abeit, Bauaaa. Und nix Eeessn. Is nix gut für Jiri. Bauaa! Fall i glei dod um. Iazad glei!“ Der 24. Dezember ist nicht nur ein Arbeitstag, sondern auch ein strenger Fasttag. Das erste Essen sind die Mettenwürste nach der Christmette. Das war schon immer so. Leider findet die Mette erst in der Nacht statt, wird also ein langer Tag für alle werden. „So, so. De Herren Knechte ham Hunga?“, fahre ich sie harsch an. „Auße mid eich, an d´Oabat. I werd eich scho zoang, wann’s wirkle an Grund zum drenzn gibt. Auf geht’s!“.

 

 

 

Widerwillig schlurft die Meute nach draußen. Zur Feier des Tages habe ich heute sehr viele unbeliebte Arbeiten geplant. Passend zu meiner schlechten Laune. Wie auf’s Stichwort läuft mir tatsächlich meine Frau über den Weg. Ich habe meine gute Sonntagshose jetzt schon einige Wochen im Strohstock versteckt. Der perfekte Zeitpunkt, um ihr die Schuld in die Schuhe zu schieben. „Sag amoi, Resal“, beginne ich zornig, „Wo host du denn mei scheene neie Hosn hibrocht? Host du de beim Waschn verschlampt? I wollt de heid in d´Mettn oziang. An sauban Saustoi host du beianand! Mei schene neie Hosn, i glaub i spinn!“ Ich drehe mich gwandt um und suche das Weite. Meine Alte ist so baff, dass sie kein Wort mehr herausbringt. Gut gemacht, Moa! Jetzt müsste mir nur noch eine gescheite Möglichkeit einfallen, wie ich die Hose restlos verschwinden lassen könnte…

 

 

 

Auf der Bank vor dem Haus entdecke ich meinen Bub. Der hockt da seelenruhig bei einer Halben. Am Fasttag. Mein Blutdruck! „Sog moi, Bua, ham’s dir ins Hirn g’schissn? Du kannst doch ned am Fastdog vor olle Leid do am Hof um neine in der Fruah a Hoibe dringa!“ Der Jakob schaut mich müde an. „Geh, Bap – de Mönche dringand doch heid am Fastdog a den ganzen Dog Bier.“ Blöd ist er nicht. Ist ja auch mein Bub. „Wia a Mönch schaust ma du oba ned grod aus.“ Der Jakob schmunzelt. „Des stimmt Bap. Gestern Nocht war i gwiss koana. I war fensterln. Schee wars. Gschloffa hob i oba ned vui.“ Ich muss schmunzeln. Meinem Jakob kann ich einfach nie lange böse sein. „Dann geh liaba eine mid deim Bier. I mecht ned, dass unsere bledn Nochbarn wos zum schnoben ham.“ Müde schleppt sich der Jakob ins Haus. Der wird heute nicht viel Zerreißen. Muss er auch nicht, als zukünftiger Moa-Bauer.

 

 

 

Ansonsten gibt es heute nicht viel Neues. Leider sind die Knechte schneller mit allen Arbeiten fertig, als mir lieb ist. Und ich? Ich habe einfach nur noch Hunger und werde von Stund’ zu Stund’ lästiger. „Dann mocht’s hoid no a Voglscheich für’n Summa!“, schnauze ich den Dammerl an, als er berichtet, dass alle Arbeiten erledigt sind. „A Voglscheich? Im Winta? Geht des?“ Wieder so eine seiner saudummen Fragen. „Naa, so a Voglscheich funktioniert nur, wenn’s aa im Summa gmocht wordn is. Frog ned so bled!“ Er überlegt. „Bauer, wenn nur de Voglscheich vom Summa funktioniert, warum…“ Ich lass ihn nicht ausreden. „Sei ned so seltn deppert – auf geht’s. Bevor ma heid in´d Mettn fahrn, möcht i a fertige Voglscheich seng! Da am Hof liegt gnua Graffe dafür umanand.“ Murrend ziehen alle ab. Das verschafft mir Zeit. Ich habe keine Lust, als Großbauer hungrig in die Mette zu gehen. Gegen Hunger habe ich etwas sehr Wichtiges: den Schlüssel zum Kellergewölbe. Dort hängen die Würste…

 

 

 

Außer mir hat nur meine Frau einen Schlüssel zu dem Gewölbe. Die lässt ihn aber immer fahrlässig an der Küchentür hängen. Da kann doch jeder an die Würste! Ich hatte schon öfters den Verdacht, dass unser Wurstbestand weniger und der Dammerl feister wird. Ich selbst geh übers Jahr auch öfters mal in den Keller. Mein Weib ist eine miserable Köchin. Und wenn es wieder was ganz Elendiges zu essen gab, statte ich dem Gewölbe einen Besuch ab. Das mit dem Fastenbrechen heute ist gar nicht so schlimm. So oft wie ich in die Kirche geh, bitt´ ich den Herrgott einfach wieder um Verzeihung. Wir zwei - wir verstehen uns da schon. Schnell die Tür auf, rein ins Gewölb und hinter mir gleich wieder zugesperrt. Damit keiner was merkt… Der Duft der Würste aus der hinteren Kammer lässt mir schon im Gang das Wasser im Mund zusammenlaufen.

 

Satt und besser gelaunt will ich gerade Richtung Eingangstür zurück, da sperrt von draußen jemand die Tür auf. "Da Dammerl, der geimige Hund, möcht se iatz wohl a no oi Würsterl hoin?", zische ich leise und versteck mich hinter der Tür. Schwungvoll schlägt sie auf. Ohne den Eindringling anzusehen, schlängle ich mich hinter der Tür hervor und schließe ab ......

 

Fortsetzung folgt

 

 

js

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