Fenster(l)-G´schichten 2.0

Es ist spät, kalt und ich möcht´ einfach nur noch ins Bett!
Es ist spät, kalt und ich möcht´ einfach nur noch ins Bett!

Ansonsten kann ich niemanden rund um den Hof finden. Aber mir fällt ein, dass ich dem Annamirl nicht gesagt habe, dass die Hintertüre kaputt ist. Als ich das Haus umrunde kann ich sie aber auch nicht mehr finden. „Wia kemman de olle nur ins Haus eine?“ nuschle ich frustriert. Noch eine Runde um den Hof, dann verliere ich die Lust. Der Bursche vom Kammerfenster wird heute nicht mehr zu finden sein. Außerdem bin ich jetzt müde. Und kalt wird es auch. Nur - wie komme ich ins Haus? Nach der dritten Runde um das Haus wird mir klar: der geheime Eingang meiner Dienstboten ist für mich nicht zu finden. Kurz überlege ich, die Nacht einfach im Strohstock zu verbringen. Dort habe ich auch die zerrissene Sonntagshose versteckt – bis mir etwas Besseres dafür einfällt. Aber so eine Nacht im Stroh ist eines Bauern nicht würdig. Außerdem schläft dort der Jiri und der schnarcht so laut, dass an Schlaf nicht zu denken ist.

 


Ich gehe zum Kammerfenster vom Dammerl – das ist wie alle anderen Kammern auch - im ersten Stock. Ich schmeiße ein paar Steine an sein Fenster, aber nichts passiert. Dann eben beim Annamirl, die ist ja gerade erst schlafen gegangen – beim zwanzigsten Stein merke ich, dass ich hier auch keinen Erfolg haben werde. Es hilft nichts, ich werde mit der Leiter rauf müssen. Ich überlege kurz: Bei diesen beiden Fenstern ist das Gelände abschüssig, da stellt man nicht freiwillig eine Leiter auf. Bei meinen eigenen habe ich auch wenig Aussicht auf Erfolg. Meine Alte hört und sieht nichts. Außerdem gebe ich mir nicht die Blöße zuzugeben, dass ich mich ausgesperrt habe. Ich als Moa – niemals! Wenn ich bei meiner Tochter anklopfe ist sie gewarnt, dass ich von ihren nächtlichen Besuchen weiß. Da bleibt nicht mehr viel – ich nehme die Kammer von der Bruni.

Es klappt auch wie am Schnürchen. Die Leiter ist schnell angestellt und ich bin oben. Das Fenster ist auch nicht verriegelt, sodass ich gleich einsteigen kann. Was für ein Glück! Dann muss ich die Bruni nicht einmal aufwecken. Ich schwinge mich über den Fensterstock, mit scheinbar zu viel Schwung: Mein Fuß gibt einem Objekt am Boden einen kräftigen Stoß. Mit lautem Klirren schießt Brunis Nachttopf quer durch den Raum. Er war scheinbar auch gut voll. „So ein Krampf - wia kann ma des Haferl nur so bled herstellen“ grantel ich vor mich hin. Die Bruni aber –vom Lärm aus den Schlaf gerissen- schreit plötzlich wie eine Irre. „Ahhhhh- do iiiiis ebba in meiner Kammer. Hiiiilfe – so heeelfts ma doooch!“ Ich versuche sie zu beruhigen und fasse ihre Schulter. „Bruni – i bins grod. Ned schrei. I….“ Doch sie lässt mich nicht ausreden. „Bauer! Du Dreghamme!“ Sie versetzt mir eine saftige Ohrfeige. „Geh weg vo mir. Bei mir Fensterln? Du oida Kraudara – wos bildest du dir ein!“ Bei ihr was? Fensterln? Jetzt erst merke ich, wie die Situation auf sie wirkt. „Na – geh Bruni – i …“ Da wird die Tür aufgerissen. Die versammelte Hausmannschaft ist angerückt – inklusive meiner Alten. Hört sie doch -wie vermutet- das Gras wachsen?

Die ergreift auch gleich die Initiative. „Wos is do los?“ Die Bruni schnattert gleich mal ohne Punkt und Komma los. „Bäuerin – Gott sei Dank.“ Sie läuft gleich zu ihr und hält sich fest – wie theatralisch. „Da Bauer is auf oamoi in meiner Kammer gstanden. Guad, dass glei olle kemma seids. Wer weiß, wos do passieren hätt kinna.“ Alle schauen mich angewidert an. Der Dammerl meint kopfschüttelnd „Bauer – scheiß nicht wo du frisst. I habs dir doch grod vorher no erklärt..“ Jetzt reicht es! „Ihr spinnts doch olle.“ Fahre ich sie an. „I wollt nur wieda ins Haus eina. Vo dera do mecht i gwiss nixe. Und iatz, iatz geht’s olle ins Bett. I mecht nix mehr über de Gschicht hören. An schena Hof hamma mia do beianand. Und Dammerl“ mein Finger wandert in die Höhe „Dammerl - moang in da friah, bevor du überhaupt a Suppn griagst, richst du den Griff vo da Hintertür. Hamma uns?“ Die Ansage hat gefruchtet. Alle suchen das Weite. Nur der Dammerl brummt noch etwas von wegen, dass immer er der ist, der arbeiten muss. Dann zieht er auch ab.

Im Blick meiner Frau lese ich, dass für sie die Sache noch nicht gegessen ist. Ich steige vorsichtig aus der Kammer von der Bruni – was die für eine Sauerei auf dem Boden hat, pfui Teufel!

 

Das muss auf alle Fälle besser werden bis nächstes Jahr. Weil dann die Leut´kommen. Zu uns. Auf´n Moa Hof.

 

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