Hofleben · 03. Dezember 2019
"Ich fahr ins Dorf rauf" - mit diesen Worten schwang sich meine Oma in den 80iger Jahren auf´s Radl. Für mich war diese Aussage etwas verwirrend. Welches Dorf? Dietersburg konnte sie nicht meinen, da fuhr man rüber und nicht rauf (rüber - runter - eine- hinter - auffe > eine Wissenschaft für sich). Mit dem Dorf war Furth gemeint. Ein Dorf? Es standen da einige Häuser aber bis auf das Wirtshaus -das es mittlerweile auch nicht mehr gibt- war in den 80iger Jahren nicht viel geboten. In...
Hofleben · 21. August 2019
Es geht um "freche Einbruchs- und Diebstahlsversuche die verübt wurden". Die Geschichte wurde damals (ca. 1878) wie folgt notiert: "...wurden zu Kronwinkel unlängst zwei freche Einbruchs- und Diebstahlsversuche verübt, jedoch die Lumpen von der Bäuerin versprengt. Ergrimmt darüber, kamen sie am Sonntag den 08. September zum drittenmal und schossen zum Fenster hinein auf die allein zu Hause befindliche Bäuerin. Diese aber nicht faul, schoß sogleich einen der Gauner nieder ; der Andere...
Der Namenstag des Hl. Josef - der Josefitag war am Hof der Zeitpunkt für das Impen-Brecha. Damals befanden sich an jedem Hof auf dem Schroud (Balkon) die Bienenkörbe. Pünktlich zum 19. März wurden die Körbe (die meist noch einen Kasten als Unterbau für den Honig hatten) heruntergenommen. Aus den Körben wurde dann jeweils 1/4 der Waben heraus gebrochen - jedes Jahr ein anderes Viertel. Der Honig aus dem Unterbau wurde komplett entnommen. Die Bienenvölker waren damals alles andere als...
Nach Kriegsende wurden ungarische Flüchtlinge in Blochan-Wägen (Planenwägen) auf den Höfen hier im Sulzbachtal verteilt. Auch am Stinglhammer-Hof waren Flüchtlinge untergebracht. „Die haben alles gestohlen was sie sahen – war aber auch kein Wunder, die hatten ja überhaupt nichts“ erinnert sich das Resl. Geschlafen haben die Flüchtlinge auf den Heuboden oder auf dem Boden in der Stube. Gleich zu Beginn des Krieges wurde dem Hof eine russische Kriegsgefangene namens Maria zugeteilt -...
Ein täglicher Anlaufpunkt der Landwirte war damals die Molkerei, die sich in Dietersburg (hinten in der Poststraße) befand. Einen Milchfahrer wie heute gab´s da natürlich noch nicht - von daher ist es immer eine sehr interessante Frage, wie die einzelnen Höfe ihre Milch dorthin "lieferten". Manche zogen den Kannenwagen per Hand die weite, bergige Strecke - beim Stinglhammer Hof fuhr der Vater die Kannen mit den Rössern nach Dietersburg. Erwähnt sollte in dem Zusammenhang der pfiffige...
Der Stinglhammer Hof blickt auf eine lange Familiengeschichte zurück. Bei den Gesprächen mit dem Resl, der Seniorin am Hof, wurden mir sehr interessante Geschichten erzählt. Wie auch diese: Der Krieg ist zu Ende und die Siegermächte ziehen in den Besatzungszonen ein. In unserer Gegend kamen nach und nach die Amerikaner mit Sack und Pack an. Am Stinglhammer-Hof bezogen einige der Amerikaner Stellung. So mussten die Bewohner des Hauses (inklusive der anwesenden ungarischen Flüchtlinge) in...
Ein fest vorgegebenes Thema im Merkbuch war „Schädlinge im Haus (Vorbeugungsmaßnahmen und Bekämpfung)“. Ein sensibles Thema - mochte sich wohl damals wie heute niemand nachsagen lassen, dass es im Haus Probleme mit Schädlingen geben könnte. So ist es auch nicht anders zu erwarten, dass der Einleitungssatz des Berichtes wie folgt lautete: „Wo Sauberkeit und Ordnung herrscht, wird sich selten ein Schädling zeigen.“ Somit waren schon einmal die Fronten geklärt und die Bäuerin, die...
Geschichten gibt es viele und Menschen, die diese bereits gesammelt haben auch. Wir möchten das wer / was / warum in unseren Gemeindebereichen und darüber hinaus schriftlich zusammen fassen. Hier können kurze Hof-Chroniken mit Bildern eingereicht werden und kleine Anekdoten über die Leute, die damals dort gelebt haben. Denn nur die Geschichten über unsere Vorfahren machen das Notierte erst richtig lebendig. Beiträge können in schriftlicher Form bei uns abgegeben werden. Es kann aber auch...
Nachstehend der Verlauf eines Arbeitstages im Originaltext 'Um 5Uhr wecken, bis 1/2 7Uhr muss jeder mit seiner täglichen Arbeit im Stall und Haus fertig sein. Um 1/2 7Uhr Frühstück, dann die Kälber und Stiere tränken. Heute ist Samstag, da wird die Gesindestube geputzt. Tische und Bänke abscheuern, alles abwischen. Nachdem das Vorhaus wischen. Das Wohn-, Bügel- und Schreibzimmer ist inzwischen schon geputzt worden. Früh´s hatte ich schon die Nudelbretter und Holzdeckel eingeweicht. Die...
Hofleben · 19. Februar 2019
„Die (elektrische) Kochplatte ist gut, wenn schnell etwas gewärmt werden soll (...) man ist aber immer vom Strom abhängig“. Ganz so geheuer schien damals der Erika 1945-1947 bei ihrer „Lehre in der ländlichen Hauswirtschaft“ die Elektrizität noch nicht gewesen zu sein. Tatsächlich wurden nach wie vor bevorzugt Kachel- und Dauerbrandofen am Hof genutzt - was auch den hohen jährlichen Brennstoffverbrauch von 70 Ster Holz und 40 Zentner Kohle, den sie im Merkbuch niedergeschrieben...